Leserbrief zu Ihrem Artikel „Erleben wir die Einführung einer Herdprämie?“:

Es ist schon erstaunlich, wieder den antiquierten Begriff „Herdprämie“ im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung zu lesen. Es geht weder um einen Herd noch um eine Prämie. Es geht um die Zukunft unserer Kinder, ihre Erziehung, Empathie und Bindung in jungen Jahren. Kinder zu erziehen bedeutet Arbeit, eine lohnenswerte, erfüllende Arbeit mit entsprechendem Zeitaufwand, die materiell gar nicht beziffert werden kann.

Es gibt so viele verschiedene Lebensmodelle in diesem Land. Lasst doch auch bitte den Eltern, die für den Nachwuchs sorgen, die Wahl, wie sie ihr Familienleben organisieren wollen, anstatt nur eine einzige Möglichkeit der staatlichen Betreuung (trotz Fachkräftemangel!) zu favorisieren.

Die Regierung eines freiheitlichen Landes sollte endlich die Arbeit wertschätzen und anerkennen, die von den Eltern geleistet wird, die ihre Kinder selbst zu Hause betreuen, nicht nur die Arbeit vom Personal in den Strukturen! Wir brauchen eine gerechtere Unterstützung aller Eltern, damit auch eine echte Wahlmöglichkeit für alle besteht. Nicht nur kostenlose Versorgungen in den staatlich organisierten Strukturen, sondern zuminderst einen finanziellen Ausgleich für die Eltern, die ihre Arbeit selbst machen. Bisher zahlen diese Eltern nämlich doppelt: über die Steuern für die Strukturbetreuung und für die Kinder, die sie zu Hause versorgen. Zumindest die Einzahlungen in die Pensionskasse für die Eltern mit einer Auszeit sollten vom Staat übernommen werden.

Und auch das kann die Wirtschaft regeln: der Wiedereinstieg ins Berufsleben muss kein Problem darstellen. Eine Auszeit arrangiert manche Arbeitgeber vielleicht sogar besser als die unterschied-lichen Aufteilungen beim Congé parental. Elternzeit als Karrierevorteil? Bisher fehlt es am politischen Willen.

Ich empfinde es als anmaßend, zu behaupten, allein die staatliche Erziehung sei von Vorteil für die Kinder und gerade ausländische Eltern und Eltern mit niedrigerem Bildungsniveau würden nicht von der staatlichen Frühförderung profitieren, wenn es eine Wahlmöglichkeit gäbe. Auch diese Eltern haben ein Wahlrecht, können gute Eltern sein und ja, mißbräuchliche Verhaltensweisen gibt es immer und überall, aber bei allen Eltern! Spätestens mit 4 Jahren besteht doch allgemeine Schulpflicht und der Staat hat einen Bildungsauftrag, der zu Recht für alle Kinder kostenlos ist.

Erziehung in den Kinderkrippen durch Fremdbetreuung? Das läuft auf die Abschaffung des „Elternseins“ hinaus, Väter sind nur noch Samenspender und Mütter Gebärmaschinen. Nach der Geburt eines Kindes weiter so wie bisher, der Staat kümmert sich….? Wer kann nach über 40 Stunden Arbeits- und Wegezeit pro Woche am Abend eines Tages kindlichen Bedürfnissen noch gerecht werden, ohne Burnout-Gefahr? Wer klärt junge Eltern auf über ihre Rechte und Pflichten und über die speziellen Bedürfnisse von Kleinkindern? Welchen Hintergrund geben wir ihnen mit auf den Weg? Hat eigentlich schon einmal jemand die betroffenen Kinder gefragt, was sie sich wünschen? Gerade unsere Kleinsten, die schutz- und fürsorgebedürftigsten Wesen unserer Gesellschaft haben keine Lobby. Kleinkinder müssen als erstes eine sichere Bindung zu festen Bezugspersonen aufbauen, darauf basieren Sozialkompetenz und erfolgreiches Lernen!

Jutta Lux-Hennecke, Bertrange

06.11.2023

Dëse Lieserbréif war am Wort, den 5. November 2023

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