Exclusiven Interview mam Petra Reichling, Polizeikommissarin an Auteur vum Buch: „Tatort Schulhof“

Hu mer all resigniéiert?

Famill.lu: Niemand will Opfer eines Kriminalaktes werden: und trotzdem sehen sich die Menschen, Tag für Tag, Krimis an: wie kann man das nachvollziehen? Sind diese Krimis, nicht auch mitverantwortlich für die Hoffnungslosigkeit, die so viele Menschen in sich tragen? Und warum stört das niemanden?

Petra Reichling: Ich glaube nicht, dass Krimis mitverantwortlich für die Hoffnungslosigkeit sind, da in den meisten Krimis ‘das Gute’ gewinnt und die Täter ermittelt und gefasst werden. Was aus meiner Sicht aber möglicherweise für eine gewisse Form der Hoffnungslosigkeit, der Perspektivlosigkeit und somit für eine größere Gewaltbereitschaft mitverantwortlich ist, sind die offenen und teilweise extrem grausamen Darstellungen von Gewalt in den digitalen Medien: Hinrichtungen, Vergewaltigungen, Zerstörung und Ermordung durch Kriege, aber auch das Zeigen von verstümmelten und blutenden Verkehrsunfallopfern.

Solche Darstellungen verursachen Angstgefühle, lassen wahrscheinlich aber auch resignieren und abstumpfen.

Warum das niemanden stört, ist eine gute Frage, die ich nicht beantworten kann, weil es mich sehr stört.

Warum lassen Eltern zu, dass sich ihre Kinder täglich Gewalt ansehen, erleben und / oder ausüben? Vielleicht, weil sie selber schon resigniert haben? Leider mache ich auch nach Veröffentlichung des Buches immer wieder die Erfahrung, dass gerade die ‘Garanten’, wie Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen das Problem der steigenden Gewaltbereitschaft und die große Gefahr, die damit verbunden ist, nicht sehen wollen, sie schlichtweg ignorieren, in der Hoffnung, dass es dann nicht existiert.

Das funktioniert jedoch nun mal nicht, deshalb fordere ich, dass sich alle verantwortlichen Stellen (Schulpersonal, Polizei, Eltern, Justiz, Politik) verpflichtend zusammenschließen um gemeinsam Lösungsstrategien zu erarbeiten.

Famill.lu: Ist die Musik, die so negativ, laut und oft rauh ist, nicht auch Schuld an der Unlust und der Wut der Jugend? Die Liebe – ich meine die echte Liebe, die vom Herzen kommt – wird kaum noch gesungen (wie es in den 60-70er Jahren war) und so sind bestimmt auch viele junge Menschen verunsichert, verstehen die Liebe vielleicht nicht richtig?

Petra Reichling: Es gibt immer noch sehr viele tolle, sozial starke und kompetente Kinder und Jugendliche, die sich höflich und anständig verhalten, aber vermutlich fallen die, die es nicht sind, stärker auf.

Aus meiner Erfahrung, sehnen sich die meisten Menschen auch immer noch nach der ‘echten Liebe’, jedoch fürchte ich, dass viele von ihnen nicht wirklich wissen, wie sich diese anfühlt. Dadurch, dass sich viele Kinder und Jugendliche im Internet mit Hilfe von knallharten Pornos informieren, ohne in der Realität erwachsene Ansprechpersonen zu haben, mit denen sie sich unbefangen darüber austauschen können, findet auch hier eine Verrohung statt. So nehmen wir der jungen Generation so viele schöne und befriedigende Erfahrungen, weil wir es zulassen, dass sie nicht mehr den unbelasteten Umgang mit ihren Körpern und der körperlichen Nähe erleben.

Ich finde die Vorstellung sehr schön, dass wir gemeinsam neue (oder althergebrachte) Wege finden, den jungen Mënschen, mehr positive Aspekte der Liebe und der Sexualität zu vermitteln, sei es im Sexualkundeunterricht, in Filmen, in der Kunst und in der Musik.

Une pensée sur “Hu mer all resiginéiert?”

  1. « Nous réinventons le nihilisme. »
    « Le nouveau nihilisme qui nous guette et nous met en danger est un nihilisme sans foi ni loi. Le danger qui nous guette, c’est le je m’en foutisme, c’est tout ce qui est en train de détruire notre société, c’est le calcul à très court terme. C’est l’oubli du long terme, c’est la destruction de la planète. C’est l’instauration progressive d’une société de marché où toutes les activités humaines doivent être régulées par le marché, ce qui est quelque chose d’effarant. » (Jean-Claude Guillebaud)

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